Demokratie im Kindergarten – gelebte Mitbestimmung von Anfang an

In einer Zeit, in der viel über Demokratie und Partizipation gesprochen wird, lohnt sich der Blick dorthin, wo beides ganz praktisch erlebbar wird: in den Kindergarten. Denn hier lernen Kinder nicht nur zählen und Buchstaben kennen, sondern vor allem, was es heißt, Teil einer Gemeinschaft zu sein – mitreden zu dürfen, gehört zu werden und gemeinsam Entscheidungen zu treffen.

Demokratie im Kindergarten bedeutet weit mehr als einfache Abstimmungen. Es geht darum, dass Kinder ermutigt werden, ihre Meinung zu äußern, anderen zuzuhören und aktiv an Entscheidungen mitzuwirken, die ihren Alltag betreffen. Statt autoritärer Vorgaben steht der Dialog im Mittelpunkt: Kinder dürfen sagen, was sie denken, und lernen gleichzeitig, dass jede Stimme zählt.

Ein fester Bestandteil dieser Haltung sind Kinderkonferenzen oder Gruppentreffen. Hier kommen die Kinder regelmäßig zusammen, um Themen zu besprechen, Ideen einzubringen oder Probleme anzusprechen. Die Erzieherinnen und Erzieher begleiten diese Gespräche, moderieren sie und sorgen für einen wertschätzenden Rahmen – aber die Impulse kommen von den Kindern selbst. So entsteht ein Raum, in dem Kommunikation, Empathie und Konfliktlösung ganz selbstverständlich geübt werden.

Auch im täglichen Zusammenleben zeigt sich Demokratie: bei der Auswahl von Spielen, der Gestaltung von Regeln oder der Planung von Aktivitäten. Kinder erfahren, dass ihre Meinung zählt, aber auch, dass gemeinsame Entscheidungen manchmal Kompromisse erfordern. Wenn also über das neue Spielgerät abgestimmt wird, müssen alle lernen, mit dem Ergebnis umzugehen – auch wenn die eigene Idee nicht gewonnen hat. Das schult Selbstregulation, Rücksichtnahme und das Verständnis für Mehrheitsentscheidungen.

Demokratie im Kindergarten ist somit kein zusätzliches Projekt, sondern eine Haltung, die den Alltag prägt. Sie fördert Selbstbewusstsein, Verantwortungsgefühl und die Fähigkeit, Unterschiede zu akzeptieren. Kinder, die früh erleben, dass ihre Stimme gehört wird, wachsen zu Menschen heran, die sich einbringen – in der Schule, in der Gesellschaft und später im Beruf.

Denn Demokratie beginnt nicht im Parlament, sondern im Morgenkreis.

Über mich

Christian Schreck

Ich bin staatlich anerkannter Erzieher, Fachkraft für Kinderschutz und insoweit erfahrene Fachkraft (InsoFa) mit einer Zusatzqualifikation in Medienpädagogik. Seit über zehn Jahren bin ich im pädagogischen Arbeitsfeld tätig und eng mit den Bereichen Natur- und Umweltpädagogik verbunden.


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